Paul Laven (1902-1979) war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Hörfunkreporter und Sportjournalisten in Deutschland. Journalistisch ausgebildet arbeitete er ab 1925 bei der Frankfurter Sendegesellschaft Südwestdeutsche Rundfunk(dienst) AG und entwickelte sich bei dem noch jungen Medium rasch zu einem profilierten Sport- und Zeitfunkreporter. Er ist einer der Erfinder der Live-Reportage, die zunächst im Sportbereich, bald auch bei anderen öffentlichen Ereignissen eingesetzt wurde. Daneben schrieb er Hörstücke für Kinder und Jugendliche und war immer auch für Printmedien tätig. Ab 1933 stellte Laven seine Fähigkeiten in den Dienst des NS-Rundfunks, der einen großen Bedarf an Reportagen über die zahlreichen öffentlichen Schauveranstaltungen des NS-Regimes hatte. Einen der Höhepunkte seiner Karriere erlebte Laven bei den Olympischen Spielen 1936. Wegen Meinungsverschiedenheiten 1936 nach Leipzig abgeschoben, wurde er 1939 "Chefsprecher" bei der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft in Berlin.
Nach 1945 wurde Laven im Unterschied zu manch anderen, die sich dem NS-Rundfunk angedient hatten, beim Rundfunk nicht wieder aufgenommen. Trotz jahrelanger Versuche, auch mit Hilfe der Öffentlichkeit, wieder eine Anstellung beim Rundfunk zu finden, musste er sich mit Zeitungsbeiträgen, öffentlichen Vorträgen und gelegentlichen Arbeiten für den Südwestfunk sein Geld verdienen.
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Er berichtete, z.T. auch im Auftrag von Sportverbänden von allen wichtigen internationalen Sportereignissen und erhielt 1964 vom österreichischen Bundespräsidenten die Olympia-Medaille für seine Verdienste um die Winterspiele in Innsbruck.
Das DRA verwahrt seit dem Jahr 2000 den Nachlass Lavens, der ursprünglich vom Institut für Kommunikationswissenschaft an der Universität Münster eingenommen und dort erstmals geordnet wurde. Zum umfangreichen Bestand gehören persönliche Dokumente, berufliche Korrespondenz, Fotos, Manuskripte seiner Hörfunksendungen, Zeitungsbeiträge und Buchpublikationen sowie Abdruckbelege und eine Sammlung der Publikationen, in denen Laven erwähnt oder abgebildet ist.
Zum Nachlass gehören auch rund 180 Tonbänder, vor allem aus der Zeit nach 1945 als Laven nicht mehr regelmäßig für den Rundfunk arbeitete. Die meisten Aufnahmen wurden mit einem Maihak-Reportergerät gemacht, das sich ebenfalls beim Nachlass befindet. Es handelt sich größtenteils um Rohmaterial und Versuchsaufnahmen, mit denen Laven versuchte, in Übung zu bleiben und sich professionell weiterzuentwickeln. Es war auch Kritik an seinem als veraltet empfundenen pathetischen Stil geäußert worden. In Einzelfällen mögen ihm die Aufnahmen auch nur als Gedächtnisstütze für seine Zeitungsberichte gedient haben.
Im DRA Wiesbaden werden diese Aufnahmen jetzt erschlossen, tontechnisch
optimiert und im digitalen Audioarchiv gesichert. Schwerpunkt ist wie
bei seinen früheren Aufnahmen, von denen eine ganze Reihe im DRA
erhalten sind, die Sportberichterstattung, vorzugsweise Berichte und
Interviews im Umfeld des Rennsports und der Olympischen Spiele. Daneben
entstanden Reiseberichte und Alltagsporträts.
Ein Beispiel für Lavens Beiträge aus den sechziger Jahren
ist eine Reportage vom Nürburgring am 1.8.1964, in der er von den
Vorbereitungen zum "Großen Preis von Deutschland" berichtet.
Hörzitat
1 (0'48''):
Reportage vom Training zum "Großen Preis von Deutschland" am
Nürburgring
1.8.1964, DRA Wiesbaden (B012400348 )
In seiner Reportage vom Ruder-Wettkampf der "Achter" bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 ist die Lebendigkeit seiner früheren Reportagen nur noch schwach wahrzunehmen.
Hörzitat
2 (3'05''):
Reportage vom Ruder-Wettkampf der "Achter" bei den Olympischen Sommerspielen
in Tokio
Oktober 1964, DRA Wiesbaden (B012350773)
(Georg Vorwerk, Friedrich Dethlefs)
Literatur:
Frank Biermann: Paul Laven. Rundfunkberichterstattung zwischen
Aktualität
und Kunst, Münster [u.a.] 1989