![]() Konrad Zuse (1910-1995), Anfang der 1980er Jahre Foto: DRA Frankfurt / Tele-Bunk |
Hörzitat 1 (1'39") aus:
Dokument
Hörzitat 2 (1'32") aus:
Dokument
|
Konrad Zuse studierte an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg zunächst Maschinenbau und dann Architektur, bevor er schließlich im Juli 1935 als Bauingenieur diplomiert wurde. Vier Monate zuvor war unter Missachtung des Versailler Vertrags die Luftwaffe offiziell gegründet worden. Von dem daraus folgenden Boom der Flugzeugentwicklung und -forschung konnte Zuse unmittelbar profitieren: Er trat gleich nach seinem Diplom eine Stelle als Statiker bei den neu gegründeten Henschel Flugzeug-Werken in Berlin-Schönefeld an, wo seine Aufgabe unter anderem darin bestand, aufwändige Rechenarbeiten für die Konstruktion von Tragwerken auszuführen. Diese als stumpfsinnig empfundene Arbeit war der Anstoß zur Entwicklung eines Rechenautomaten. Zuse erkannte, dass die komplizierten Rechnungen des Ingenieurs automatisch durchzuführen seien und machte sich nunmehr zur Aufgabe, eine Rechenmaschine zu bauen, die den Menschen entlasten könnte (Hörzitat 1).
Im Mai 1936 kündigte Konrad Zuse seine Stellung, um sich in der Wohnung seiner Eltern, finanziell unterstützt von der Familie, seinem Vorhaben zu widmen. Zwischen 1936 und 1938 baute er gemeinsam mit Freunden ein erstes Gerät, die sogenannte Z1, dem 1939 ein zweiter Prototyp, die Z2, folgte. Das dritte Modell, die Z3, das Zuse am 12. Mai 1941 einem kleinen Kreis von Wissenschaftlern vorstellte, war der erste vollautomatische, programmgesteuerte und frei programmierbare, in binärer Gleitpunktrechnung arbeitende Rechner. Er basierte auf dem Einsatz von elektromechanischen Relais, welche sich schon auf dem Gebiet der Telefonvermittlung bewährt hatten. Die Z3 setzte sich aus circa 2600 Relais zusammen und hatte ein Gewicht von rund einer Tonne. Sie blieb in der Berliner Wohnung und wurde nie industriell verwendet, doch Konrad Zuse hegte keinen Zweifel daran, dass viele Wissensgebiete eines Tages mit solchen Rechengeräten arbeiten würden (Hörzitat 2). Der Bau eines vierten Modells, 1941 von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) in Auftrag gegeben und ab Juli 1943 unter der Ägide des Luftfahrtministeriums bzw. des Rüstungsministeriums weitergeführt, sollte der Flugzeugforschung eine neue rechentechnische Basis für den deutschen "Endsieg" geben. Kurz vor Kriegsende wurden die Arbeiten jedoch abgebrochen. Das Nachfolgemodell, die Z22, wurde 1958 fertiggestellt.
(Muriel Favre)
[an error occurred while processing this directive]