Bild: Albert Einstein, um 1937
Foto: Deutsches Historisches Museum, Berlin
Aufnahmen
"I am an American" - Gespräch mit Albert Einstein
in der von der NBC ausgestrahlten gleichnamigen Sendereihe (engl) Hörzitat 1(2'43"): Ansage: In Zusammenarbeit mit der NBC
lädt der "Immigration and Naturalisation Service" neu Eingebürgerte
ein
Albert Einstein: Hat die Einladung gerne angenommen / Worte allein können
die gegenwärtigen Probleme der Welt nicht lösen / Gewalt dominiert
das Leben von Millionen Menschen / Möchte nur in einem Land leben,
in dem politische Freiheit, Toleranz und Gleichheit aller Bürger
herrschen /
In Amerika kann die wertvollste Eigenschaft des Menschen entwickelt
werden: seine kreativen Kräfte / Ein Sklave des Staates zu sein,
wäre für Amerikaner unerträglich /
Sie trachten danach, Freiheit zu bewahren und zu verteidigen / Wissenschaft
hat den Menschen von schwerer Arbeit befreit / Wissenschaft erzeugt
Mittel, keine Ziele / Künstler und Wissenschaftler haben oft nicht
die Gabe, Menschen zu beeinflussen / Wilson als "intellektueller" Präsident,
der die Menschen nicht auf seine Seite ziehen konnte / Gründe für
das Scheitern des Völkerbundes / Mit dem Wegfallen der Kriegsgefahr
würde auch der überzogene Nationalismus ein Ende finden /
Die Amerikaner werden zeigen, dass Demokratie nicht nur in den Buchstaben
der Verfassung festgelegt ist, sondern "way of life" ist (Senderabsage)
Interviewer: Marshall E. Dimock
Redner: Albert Einstein (engl)
22.6.1940 / DRA Wiesbaden B007994813; 14'08"
Über den gegenwärtigen Krieg und die Zukunft Europas.
Rundfunkgespräch mit Albert Einstein in der Princeton
Universität (WRUL Boston) (dt) Hörzitat 2(1'45"): Das Ergebnis des Krieges muss die Befreiung
Europas sein / Befreiung ohne organisatorische Sicherung der Befreiung
ist nur ein Aufschub /
Niemand in den besetzten Ländern darf sich an den Zustand der Sklaverei
gewöhnen
Gesprächspartner: Albert Einstein (dt.)
24.10.1940 / DRA Wiesbaden B004622232; 2'47"
Albert Einstein: Meine Relativitätstheorie (dt)
Mein erstes Problem lag in der scheinbaren Unvereinbarkeit des Gesetzes
der Lichtausbreitung mit der erfahrungsmäßig gültigen
Gleichwertigkeit aller Inertialsysteme / Beschränkte Gültigkeit
unserer Gesetze über Raum und Zeit / Gelangte durch eine Revision
des Begriffs der Gleichzeitigkeit und der Gestalt starrer Körper
zur speziellen Relativitätstheorie / Ist heute mit Problemen der
Strahlungs- und Quantentheorie befasst
Redner: Albert Einstein
6.2.1924 / DRA Wiesbaden B003852016; 3'25"
Eröffnung der 7. Großen Deutschen Funkausstellung
und Phonoschau Berlin 1930
Darin u.a. Albert Einstein:
"Verehrte An- und Abwesende! Wenn Ihr den Rundfunk höret, so denkt
auch daran, wie die Menschen in den Besitz dieses wunderbaren Werkzeuges
der Mitteilung gekommen sind. Der Urquell aller technischen Errungenschaften
ist die göttliche Neugier und der Spieltrieb des bastelnden und
grübelnden Forschers und nicht minder die konstruktive Phantasie
des technischen Erfinders. Denkt an Oersted, der zuerst die magnetische
Wirkung elektrischer Ströme bemerkte, an Reis, der diese Wirkung
zuerst benutzte, um auf elektromagnetischem Wege Schall zu erzeugen,
an Bell, der unter Benutzung empfindlicher Kontakte mit seinem Mikrophon
zuerst Schallschwingungen in variable elektrische Ströme verwandelte.
Denkt auch an Maxwell, der die Existenz elektrischer Wellen auf mathematischem
Wege aufzeigte, an Hertz, der sie zuerst mit Hilfe des Funkens erzeugte
und nachwies. Gedenket besonders auch Liebens, der in der elektrischen
Ventilröhre ein unvergleichliches Spürorgan für elektrische
Schwingungen erdachte, das sich zugleich als ideal einfaches Instrument
zur Erzeugung elektrischer Schwingungen herausstellte. Gedenket dankbar
des Heeres namenloser Techniker, welche die Instrumente des Radio-Verkehrs
so vereinfachten und der Massenfabrikation anpassten, dass sie jedermann
zugänglich geworden sind. Sollen sich auch alle schämen, die
gedankenlos sich der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und
nicht mehr davon geistig erfasst haben als die Kuh von der Botanik der
Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst. Denket auch daran dass die
Techniker es sind, die erst wahre Demokratie möglich machen. Denn
sie erleichtern nicht nur des Menschen Tagewerk, sondern machen auch
die Werke der meisten Denker und Künstler, deren Genuss noch vor
kurzem ein Privileg bevorzugter Klassen war, der Gesamtheit zugänglich
und erwecken so die Völker aus schläfriger Stumpfheit. Was
speziell den Rundfunk anlangt, so hat er eine einzigartige Funktion
zu erfüllen im Sinne der Völkerversöhnung. Bis auf unsere
Tage lernten die Völker einander fast ausschließlich durch
den verzerrenden Spiegel der eigenen Tagespresse kennen. Der Rundfunk
zeigt sie einander in lebendigster Form und in der Hauptsache von der
liebenswürdigen Seite. Er wird so dazu beitragen, das Gefühl
gegenseitiger Fremdheit auszutilgen, das so leicht in Mißtrauen
und Feindseligkeit umschlägt. Betrachtet in dieser Gesinnung die
Ergebnisse des Schaffens, welche diese Ausstellung den staunenden Sinnen
des Besuchers darbietet." (Beifall) (D 3'50)
Redner: Albert Einstein
22.8.1930 / DRA Wiesbaden B003851538 / DRA CD I-2002; 2'22"
Albert Einstein: Mein Glaubensbekenntnis (dt)
"Zu den Menschen zu gehören, die ihre besten Kräfte der Betrachtung
und Erforschung objektiver, nicht zeitgebundener Dinge widmen dürfen
und können, bedeutet eine besondere Gnade. Wie froh und dankbar
bin ich, dass ich dieser Gnade teilhaftig geworden bin, die weitgehend
vom persönlichen Schicksal und vom Verhalten der Nebenmenschen
unabhängig macht. Aber diese Unabhängigkeit darf uns nicht
blind machen gegen die Erkenntnis der Pflichten, die uns unaufhörlich
an die frühere, gegenwärtige und zukünftige Menschheit
binden. Seltsam erscheint unsere Lage auf dieser Erde. Jeder von uns
erscheint da unfreiwillig und ungebeten zu kurzem Aufenthalt, ohne zu
wissen, warum und wozu. Im täglichen Leben fühlen wir nur,
dass der Mensch um anderer willen da ist, solcher, die wir lieben, und
zahlreicher anderer, ihm schicksalsverbundener Wesen. Oft bedrückt
mich der Gedanke, in welchem Maße mein Leben auf der Arbeit meiner
Mitmenschen aufgebaut ist, und ich weiß, wie viel ich ihnen schulde.
Ich glaube nicht an die Freiheit des Willens. Schoppenhauers Wort: Der
Mensch kann wohl tun was er will, aber er kann nicht wollen, was er
will, begleitet mich in allen Lebenslagen und versöhnt mich mit
den Handlungen der Menschen, auch wenn sie mir recht schmerzlich sind.
Diese Erkenntnis von der Unfreiheit des Willens schützt mich davor,
mich selbst und die Mitmenschen als handelnde und urteilende Individuen
allzu ernst zu nehmen und den guten Humor zu verlieren. Nach Wohlleben
und Luxus strebte ich nie und habe sogar ein gut Teil Verachtung dafür.
Meine Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit hat mich oft in Konflikt
mit den Menschen gebracht, ebenso meine Abneigung gegen jede Bindung
und Abhängigkeit, die mir nicht absolut notwendig erschien. Ich
achte stets das Individuum und hege eine unüberwindliche Abneigung
gegen Gewalt und gegen Vereinsmeierei. Aus allen diesen Motiven bin
ich leidenschaftlicher Pazifist und Antimilitarist, lehne jeden Nationalismus
ab, auch wenn er sich nur als Patriotismus gebärdet. Aus Stellung
und Besitz entspringende Vorrechte sind mir immer ungerecht und verderblich
erschienen - ebenso ein übertriebener Personenkultus. Ich bekenne
mich zum Ideal der Demokratie, trotzdem mir die Nachteile demokratischer
Staatsform wohlbekannt sind. Sozialer Ausgleich und wirtschaftlicher
Schutz des Individuums erschienen mir stets als wichtige Ziele der staatlichen
Gemeinschaft. Ich bin zwar im täglichen Leben ein typischer Einspänner,
aber das Bewusstsein, der unsichtbaren Gemeinschaft derjenigen anzugehören,
die nach Wahrheit, Schönheit und Gerechtigkeit streben, hat das
Gefühl der Vereinsamung nicht aufkommen lassen. Das Schönste
und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen.
Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft
zugrunde. Wer dies nicht erlebt hat, erscheint mir, wenn nicht wie ein
Toter, so doch wie ein Blinder. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren
ein für unseren Geist Unerreichbares sei, dessen Schönheit
und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht,
das ist Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös. Es
ist mir genug, diese Geheimnisse staunend zu ahnen und zu versuchen,
von der erhabenen Struktur des Seienden in Demut ein knappes Abbild
geistig zu erfassen."
Text/Autor: Albert Einstein
Redner: Albert Einstein
Sept. 1932c / DRA Wiesbaden B003851674; 3'58"
On the Present War and the Future of Europe
Rundfunkgespräch mit Albert Einstein in der Princeton
Universität (WRUL Boston) (engl)
Interviewer: Unbekannt
Gesprächspartner: Albert Einstein (engl.)
24.10.1940 / DRA Wiesbaden B004622234; 3'29"
Albert Einstein über die Sicherung des Friedens durch
eine Weltregierung (engl)
Rundfunkansprache: Kein Ort der Welt ist gegen eine totale Vernichtung
geschützt / Sicherung des Friedens auf übernationalem Weg
durch eine Weltregierung / Die Nationen müssen ihre militärische
Macht an die übernationale Behörde abgeben / Die Vereinten
Nationen haben nicht die Macht, einen Zustand der internationalen Sicherheit
herbeizuführen / Die Lösung liegt in einer Einigung zwischen
diesem Land und Russland / Amerika hat keinen Versuch gemacht, zu einer
Einigung mit Russland zu gelangen / Dauernder Friede kann nur durch
gegenseitiges Vertrauen hergestellt werden / Für eine Aktivierung
der jungen Generation (D 6'05)
Gespräch mit Albert Einstein: Definition des Begriffs "Weltregierung"
/ Aufgabe der jungen Generation (D 4'10)
Interviewer: Paul A. Schilpp (Philosophieprofessor, Northwestern University);
Foster Parmelee (Sekretär der National Organization of Student
Federalists)
Redner: Albert Einstein
24.5.1946 / DRA Wiesbaden B004885361; 10'15"
Fernseherklärung von Albert Einstein nach der
Entscheidung Präsident Trumans, die Wasserstoffbombe in den USA
bauen zu lassen (engl)
"Der Glaube, man könne Sicherheit durch nationale Bewaffnung erlangen,
ist beim gegenwärtigen Stand der militärischen Technik eine
verhängnisvolle Illusion ... Das ursprünglich nur als Vorbeugung
gedachte Wettrüsten zwischen den Vereinigten Staaten und der UdSSR
nimmt einen hysterischen Charakter an. Auf beiden Seiten werden die
Mittel der Massenvernichtung mit fieberhafter Eile betrieben - hinter
der Mauer des Geschehnisses. Die Wasserstoffbombe erscheint am Horizont
der Öffentlichkeit als wahrscheinlich erreichbares Ziel. Ihre beschleunigte
Entwicklung wird vom Präsidenten feierlich proklamiert, ist sie
erfolgreich, so bringt sie radioaktive Verseuchung der Atmosphäre
und damit die Vernichtung alles Lebendigen auf der Erde in den Bereich
des technisch Möglichen. Das Gespenstische dieser Entwicklung liegt
in ihrer scheinbaren Zwangsläufigkeit. Jeder Schritt erscheint
als unvermeidliche Folge des vorangehenden. Als Ende winkt immer deutlicher
die allgemeine Vernichtung. Ist überhaupt ein Weg zur Rettung denkbar
unter den obwaltenden, von den Menschen selbst geschaffenen Umständen?
Wir alle und im besonderen auch die für das Verhalten Amerikas
und der UdSSR verantwortlichen Personen müssen einsehen lernen,
dass sie zwar einen äußeren Feind bezwungen haben, dass sie
aber nicht fähig waren, sich von der durch den Krieg geschaffenen
Mentalität zu befreien. Man kann nicht zu einem wirklichen Frieden
gelangen, wenn man seine Handlungsweise nach der Möglichkeit eines
künftigen Konfliktes errichtet - besonders da immer klarer wird,
dass ein solcher kriegerischer Konflikt allgemeine Vernichtung bedeuten
würde. Der leitende Gedanke allen politischen Handelns müsste
deshalb sein: Was können wir tun, um ein friedliches, im Rahmen
des Möglichen befriedigendes Zusammenleben der Nationen herbeizuführen?
Erstes Problem ist die Beseitigung der gegenseitigem Furcht und des
gegenseitigem Misstrauens. Feierlicher Verzicht auf gegenseitige Gewaltanwendung
(nicht nur Verzicht auf Verwendung von Mitteln der Massenvernichtung)
ist zweifellos nötig ... Letzten Endes beruht jedes friedliche
Zusammenleben der Menschen in erster Linie auf gegenseitigem Vertrauen
und erst in zweiter Linie auf Institutionen wie Gericht und Polizei;
dies gilt sich auf eine loyale Beziehung des 'Nehmens und Gebens'"
Redner: Albert Einstein
12.2.1950 / DRA Wiesbaden B004888736; 3'24"
Stand: 18. April 2005
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